Nach aktuellen Berechnungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) muss jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte im Kreis Bergstraße künftig mindestens 47 Jahre lang arbeiten, um eine Rente zu bekommen, die knapp oberhalb der Grundsicherung liegt. Auf diese dramatische Entwicklung macht Franz Beiwinkel, Vorsitzender des DGB-Bergstraße aufmerksam. Diese hat nach Berechnungen des DGB zwei Gründe:
- Zum einen arbeiten im Kreis Bergstraße ca. 25 Prozent der Vollzeitbeschäftigten – 11.393 Menschen – zu einem Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle von 1.890 Euro im Monat.
- Zum anderen soll das Rentenniveau nach den Plänen der Bundesregierung von heute knapp 50 bis auf 43 Prozent sinken.
Altersarmut wird dadurch auch eine Gefahr für Normalverdienende. Die Durchschnittsrente lag im Zugangsjahr 2012 im Kreis Bergstraße bei nur 987 Euro (Männer) bzw. 578 Euro (Frauen). Wenn das Rentenniveau von 43 Prozent schon heute gelten würde, läge die durchschnittliche Rente nur noch bei rund 848 Euro (Männer) bzw. 497 Euro (Frauen).
Gesetzlicher Mindestlohn
Eine gefährliche Entwicklung, wie Jürgen Planert, Vorsitzender der DGB-Region Südhessen, feststellt: „Wir fordern deshalb eine neue Ordnung am Arbeitsmarkt mit einem gesetzlichen Mindestlohn und keine weitere Absenkung des Rentenniveaus. Das DGB-Rentenmodell zeigt, dass die Sicherung der Renten finanzierbar ist. Der Rentenbeitrag muss dazu bis zum Jahr 2030 nicht einmal höher steigen, als es vom Gesetzgeber ohnehin geplant ist. Es kommt aber entscheidend darauf an, noch in diesem Jahr die Anhebung des Beitragssatzes zu beschließen und eine Demografie-Reserve aufzubauen. Dafür reichen schon moderate Beitragssteigerungen von jährlich maximal 0,3 Prozentpunkten aus. Durchschnittsverdienende müssen dafür jedes Jahr lediglich 4,05 Euro mehr im Monat aufbringen. Dagegen ist der Plan der Bundesregierung, die Rücklagen der Rentenversicherung aufzulösen und die Rentenbeiträge zu senken geradezu absurd.
Es ist nötig und möglich, weitere Rentenkürzungen zu verhindern und die Erwerbsminderungsrente spürbar aufzubessern. Auch muss auf die Erhöhung des gesetzlichen Rentenalters verzichtet werden. Schließlich sind im Kreis Bergstrasse nur 28,7 Prozent der 60- bis 64-Jährigen sozialversicherungspflichtig beschäftigt,“ führt Jürgen Planert in seiner Analyse weiter aus.